Die Ausmalungen der Kirche


DIE MALEREIEN IN DER KIRCHE ZU ESCHFELD


Autor: Karlheinz Weis (Eschfeld / Essen)


Inhaltliche und stilistische Einordnung.


Betritt man die Kirche zum erstenmal, ist man überwältigt von der Fülle der Farben und Bewegungen, und es bedarf wiederholter Ansätze, um die Intention der einzelnen Bilder und des Ganzen zu entschlüsseln.


Der erste Blick richtet sich zum Altar, und die Augen wandern von dort zu den Seitenwänden, wo auf mächtigen Quadern, welche Symbole aus dem Alten Testament enthalten, die überlebensgroßen Apostel als Verkünder des Neuen Testamentes stehen. Sie sind die Säulen des Christentums und tragen gleichsam die Deckengewölbe, in denen sowohl die Botschaften des Alten und Neuen Testamentes als auch deren Verkünder, die Propheten, Evangelisten und Kirchenlehrer, dargestellt sind.


Viele Seiten der Heilsgeschichte blättert der Maler in diesem biblischen Bilderbuch auf, und die volkstümlich-frommen Darstellungen sollten - so war es seine Absicht - in erzählender Weise belehrend auf seine Kirchenbesucher einwirken.
Er folgt in der Ausmalung dem Stil früher italienischer Kirchen. In den Gemäldeanordnungen überspielt er die vorgegebenen Bildflächen nicht, sondern geht strikt auf die Architekturgliederung ein, indem er die einzelnen Darstellungen auf die Gewölbefelder begrenzt und die Gewölbebögen und -rippen durch Ornamente hervorhebt.


Die kirchliche Monumentalmalerei des Mittelalters und der Renaissance, in welcher immer wieder Szenen aus dem Alten und Neuen Testament gegenübergestellt werden, war im 19. Jahrhundert von den romantisch-nazarenischen Malern wiederbelebt worden und hatte weite Verbreitung gefunden.

Pfarrer März setzt jedoch diese Traditionen nicht ungebrochen fort, sondern wandelt sie eigenwillig um. So werden sicherlich auch die vielen Eindrücke von seinen Italienreisen wirksam, wenn er - im Gegensatz zu den Nazarenern - nicht einheitlich verfährt, sondern seinen Stil dem Inhalt gemäß abwandelt.


Das "Magnificat" z.B. erinnert in der fast symmetrischen Gruppierung der musizierenden Engel und der Jungfrau Maria mehr an die mittelalterliche Darstellungsweise Fra Angelicos, während etwa die "Bekehrung Pauli" eher die Bewunderung des Malers für die vatikanischen Fresken Michelangelos erkennen lässt. Jedoch kopiert er keineswegs die großen Meister der Vergangenheit, sondern übersetzt ihre Werke gleichsam in seine eigene Sprache, die durch einen bemerkenswerten Ausdruck gekennzeichnet ist und deren hervorstechendstes Merkmal ein Streben nach Verständlichkeit und Volkstümlichkeit ist.


Pfarrer März kannte Eduard von Gebhardt (1838-1925), der Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie war und u.a. als religiöser Historienmaler hervortrat.
Sicherlich empfing er auch Anregungen von ihm. Möglicherweise hat er sogar sein Hauptwerk, die Fresken im Kloster Loccum, gesehen. Doch auch hier versucht er keine Nachahmung, sondern überträgt den akademischen Stil des berühmten "Kollegen" in die Eifeler Mundart, indem er Bezug auf den Ort und die Menschen nimmt, für die er malt. Die biblischen Szenen werden von ihm individuell gedeutet und gestaltet, die Personen erzählen mit den ihnen zugegebenen Symbolen ihre eigene "Geschichte": Der Evangelist Lucas wird u.a. mit Arzneitöpfen und Farbpalette dargestellt, weil er Arzt und Maler gewesen sein soll. Der hl. Athanasius hat statt des Hirtenstabes ein Ruder in der Hand zur Andeutung an die Flucht vor seinen Feinden mit Hilfe eines Ruderbootes. Der Bienenkorb neben dem hl. Ambrosius erinnert nicht etwa an den früheren Beruf des Kirchenlehrers, sondern verweist auf den Beinamen des Heiligen, der auch der "honigfließende Redner" genannt wird.


Immer kommen die Bilder der Schaulust des Betrachters entgegen: Der verzweifelte Jeremias sitzt in den Ruinen Jerusalems, Moses und Aaron tragen mit Falten oder Bordüren reichgestaltete Gewänder. Die Apostel haben einen Zug ins Monumentale.


Insgesamt fällt der linienbetonte Stil mit einer strengen Konturführung auf. Das führt zu einer Vereinfachung der Gesichter. Bei den über 1000 Figuren in der Kirche wäre eine individuelle Gestaltung der Gesichter ohnehin kaum möglich gewesen.


Mehr als durch ihre Gesichter wirken die Gestalten durch Gesten und Körpersprache. Dabei schreckt der Maler auch nicht vor drastischen Darstellungen zurück: Der Apostel Bartholomäus hält die ihm später bei lebendigem Leib abgezogene Haut über seinem Arm.


Auffällig ist die Vorliebe des Malers für dramatische und bewegte Szenen, wie sie in den vielen Reiterbildern deutlich wird.
Aus der Vielfalt und Buntheit der Bilder tritt der beherrschende blaue Farbton hervor. Dieses Blau wie auch die Farbe Gold im Altarraum und bei den Aposteln ist nicht nur als flächenfüllender Hintergrund zu sehen, sondern beide Farben sind seit alters her Symbolfarben der Gnade und des Oberirdischen. Sie zeigen an, dass das Geschehen in einem jenseitig-göttlichen Raum aufgehoben ist.


Im Gegensatz zu allen anderen Darstellungen in der Kirche ist das große Historienbild an der Rückseite, die Sinflut, als gänzlich irdische Szene aufgefasst. Verständlich, dass hier Blau- oder Goldtöne fehlen, ausgeschaltet ist hier jeder transzendente Bezug, dieses lebendige Gemälde wird ausschließlich von alltäglich-realistischen Episoden geprägt.

Erläuterung einzelner Gemälde.


Beim Eintritt in die Kirche richtet sich der Blick zunächst auf den Altarraum, welcher der ruhigste Bereich des gesamten Kirchenraumes ist. Dorthin ist die Aufmerksamkeit des Teilnehmers am Gottesdienst gerichtet. Für ihn sollen die vielen Einzeldarstellungen von Heiligen oder biblischen Szenen zunächst zurücktreten; auch nimmt man vom Langschiff ohnehin die großflächigen Gemälde nicht oder nur teilweise wahr.
Für den Kirchenbesucher empfiehlt es sich deshalb, auch einmal den Platz des Priesters im Altarbereich einzunehmen, um von dort den ganz anderen Eindruck des Raumes und der Malerei auf sich einwirken zu lassen. Sind es nämlich vom Eingang her gesehen mehr die kleineren Einzelbilder, die auf den Betrachter einströmen, so sind es beim Blick von vorne eher die dynamisch gestalteten Großbilder, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Dabei wird man feststellen, dass der Maler offensichtlich eine Vorliebe für Pferdedarstellungen hatte, die er sich (gewissermaßen zu seiner Freude) in den eigenen Blickbereich hineinkomponierte. Denn aus der verkürzten Perspektive des Altarraumes hat man Einblick in die beiden Seitenschiffe und wird dort eingefangen von den dramatisch-bewegten Szenen der "Bekehrung des Paulus vor Damaskus" und der "Entrückung des Elias“. Die lebhafte Ausgestaltung dieser Vorgänge findet ihre Entsprechung in den Szenen mit den himmlischen Reitern im dazwischenliegenden Vierungsgewölbe. Nicht zuletzt erschließt sich auch von hier das größte Gemälde der Kirche, die Sintflut.


Trotz der Fülle der Bilder und Motive fällt auf, dass der Maler die Thematik des Abendmahls oder der Kreuzigung nicht aufgreift. Einerseits sah er sicherlich die Gefahr, dass er dem Anspruch dieser Themen - unter Beibehaltung seiner Stilform - im Vergleich mit Bildern großer Meister nicht genügen würde. Andererseits entsprach die Gestaltung frommer Andachtsbilder nicht seiner Art, und, realistisch, wie er war, beschränkt er sich darauf, die Lehre der Kirche (wie er selbst sagte: "Gottes Offenbarung an die Menschen" zu erläutern.


In seinem großen Predigtbuch erzählt er den Menschen das Heilsgeschehen. Bekanntlich sieht man nur, was man weiß. Somit kann man sicher sein, dass er und seine Zeit die Inhalte der religiösen Bilder und Symbole besser verstanden haben, als es unserer heutigen Zeit möglich ist, wo einerseits vielfach nur noch unklare religiöse Vorstellungen bestehen und andererseits kaum noch jemand über profunde Kenntnisse des Alten und Neuen Testamentes verfügt.

Die Deckengemälde.


Die drei mittleren Gewölbe: Die Deckengemälde des Hauptschiffs lassen sich nach ihrem Inhalt in drei große Abschnitte gliedern, das sind
•   die drei mittleren Gewölbe,
•   das hintere Gewölbe,
•   der Altarraum.


Die Gestaltung der beiden letztgenannten Bereiche ist der Funktion des jeweiligen Raumes unterworfen: Der Altarraum ist der Ort der liturgischen Handlung, der hintere Raum der Kirche sollte der Musik vorbehalten bleiben.


Die Gemälde in den drei zentralen Gewölben stehen in einem engen thematischen Zusammenhang. In szenischen Darstellungen beschreiben sie sowohl das Wirken Jesu als auch das Eingreifen überirdischer Mächte. Letzteres wird deutlich in den motivgleichen Deckenbildern des Vierungsgewölbes, wo jeweils himmlische Reiter den Menschen in ihrer Bedrängnis zu Hilfe kommen. In ihrer Zeitlosigkeit symbolisieren sie die ständige Auseinandersetzung des Bösen mit dem Guten.


Das Wirken Jesu wird in den benachbarten mittleren Gewölbebildern dargestellt. Während in den Auferstehungsszenen die göttlichen Eigenschaften Jesu angesprochen werden, rücken in dem "Sturm auf dem Meere" und in der Tempelreinigung eher menschliche Eigenschaften (Schlaf, Zorn) in den Vordergrund.

Zusammen mit den acht Rundbildern im Vierungsgewölbe zeigen sie Jesus in seinen verschiedenen Funktionen als Lehrer (Maria und Martha (Nikodemus, Frau am Jakobsbrunnen, arme Witwe, Petrus), Erretter (Auferstehung, Sturm, Schwiegermutter  des Petrus, Bethesda), Richter (Tempelreinigung, reicher Jüngling).
Sinnigerweise hat der Maler die Rundbilder mit Jesus und den Frauen auf der Frauenseite eingeordnet, während seine Auseinandersetzung mit den Männern auf deren Seite stattfindet.
Außerdem sind in den drei mittleren Gewölben die großen Persönlichkeiten darge- stellt, ohne welche die Entwicklung des christlichen Glaubens und der Kirche undenk- bar gewesen wäre:
Die vier Evangelisten und vier abendländische Kirchenlehrer, die vier großen Propheten und vier orientalische Kirchenväter.
In den freien unteren Spitzen des 2. und 4. Gewölbes finden sich weitere Rundbilder, auf denen Engel Schriftbänder mit den Seligpreisungen und Verheißungen aus der Bergpredigt halten.


Das hintere Gewölbe:
An der Rückwand der Kirche sollte ursprünglich eine Empore für Orgel und Chor errichtet werden. Das war für den musikliebenden Maler willkommener Anlass, diesen Bereich ganz dieser Thematik zu widmen.
Innerhalb der großen Bilder mit biblischen Szenen und musizierenden Engeln ist eine Darstellung der hl. Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik, gewidmet. Der musikalische Lobpreis Gottes wird vervollständigt durch acht weitere Engel mit Instrumenten und Spruchbändern. Sie haben ihren Platz in den Gewölbespitzen.


Der Altarraum:
Auf dem Bogen, der die Apsis von dem übrigen Kirchenraum trennt, knien die vierundzwanzig Ältesten in der Anbetung des auf dem Throne sitzenden Herrn. Sie verweisen in ihrer Haltung auf die besondere Bedeutung des Altarraumes als den Bereich des eucharistischen Geschehens. Ist nämlich der große Kirchenraum durch die Vielfalt der Farben und durch erzählende Bilder geprägt, so reduziert sich hier die Hintergrundfarbe auf das symbolische Gold, und die Darstellungen bleiben ausschließlich den Engeln vorbehalten.
Seit dem Alten Testament werden die Seraphim und Cherubim als Wesen in der nächsten Umgebung Gottes beschrieben. Mit einem glühenden Stein reinigte der Seraph den Menschen von seiner Schuld, mit flammendem Schwert schützte der Cherub den Himmelsraum. Immer aber war es die Aufgabe aller Engel, die Herrlichkeit Gottes sowie seine offenbarende und helfende Nähe zu bestätigen.
Gott unmittelbar ist also dieser Altarraum gewidmet. Vor seinem Angesicht beugen sich und singen zu seinem Lob (wie es im Kirchenlied heißt) "der Engel sel'ge Chöre: Erzengel, Kräfte, Seraphim und Thronen, Fürsten, Cherubim."
In diesen Lobpreis Gottes, dessen Offenbarung er in so reicher Form erläutert hat, wollte sich der Pastor bewusst einfügen, indem er (am rechten Fenster rechts unten) ein kleines bescheidenes Selbstbildnis malte, auf dem er sich als Maler dieser Kirche ausweist.


Die Wandgemälde:
Moses, Aaron und die Apostel.
Die Apostel sowie Moses und Aaron als zwei bedeutende Vertreter des Alten Testamentes sind an beiden Seiten des Kirchenraumes neben den Fenstern als monumentale Gestalten dargestellt.
Der obere Bildabschluss über diesen Figuren wird - meist unbeachtet - jeweils gebildet durch eine Mauer mit einigen Türmchen, über die sich Engelchen (Putten) lehnen und in oft humoriger Form die Geschichte der betreffenden Personen kommentieren.
Die kurzweilige, bisweilen respektlose Art dieser Engelchen hat einerseits die Aufgabe, die durch die drastische Darstellung mancher Figuren ausgelöste Erschütterung des Betrachters durch Aufzeigen vordergründig-menschlicher Eigen- schaften wieder zurückzunehmen.
Andererseits sollen sie auch darauf verweisen, wie die mögliche Überheblichkeit, die aus der Würde des Amtes (z.B. bei Aaron oder Petrus) erwächst, wieder auf das menschliche Maß zurechtgerückt wird. Seit der Renaissance ist diese Form der nebeneinandergestellten erhabenen und menschlichen, der anspannenden und entspannenden Erlebnisbereiche in Malerei und Dichtung bekannt.
Die einzelnen Apostel werden durch die seit dem Mittelalter gebräuchlichen Attribute gekennzeichnet:
Moses, voller Zorn über die Anbetung des heiligen Kalbes, zerschlägt die Gesetzestafeln am Fuß des Berges Sinai. Die Engelchen halten die eherne Schlange (Symbol der Rettung) und zeigen (beruhigend) den Wanderstab, mit dem er Wasser aus dem Fels schlug.
Aaron, Bruder des Moses, erscheint in der Haltung des Hohenpriesters. Ein Engelchen hält seinen Stab, der Blätter und Blüten trieb; das andere erinnert ihn an seine Verfehlung (Anbetung des Kalbes), indem es ein goldenes Kälbchen an einem Seil vor seine Augen hält.
Petrus, in seinem feierlichen Gewand als Bischof von Rom, wird einerseits in seiner Bedeutung bestätigt (S.P.Q.R.), andererseits aber an seinen Verrat gemahnt (Fingerzeig auf den Hahn).
Paulus trägt, als Zeichen für die Art seiner Hinrichtung, ein Schwert in der Hand. Das Engelchen ist mit der Herrichtung eines Zeltes beschäftigt. Es erinnert an seinen ursprünglichen Beruf als Zeltmacher.
Andreas, von Beruf Fischer, wurde an ein Kreuz mit schrägen Balken geschlagen. Ein Engelchen hält einen Opferteller (Hinweis auf seine Predigt über die Notwendigkeit des Opfers), das andere befestigt eine Fahne an einem Schiffchen.
Jakobus d. Ä. ist als Pilger dargestellt. Als er mit Jesus am ÖIberg wachen und beten sollte, schlief er (wie auch Petrus und Johannes) ein. So hält das rechte Engelchen über ihm einen Rosenkranz als Zeichen des Gebetes, und es ist (menschliche Schwachheit) ebenfalls eingeschlafen. Das andere erinnert an seinen Beruf als Fischer.
Philippus wurde gegeißelt und gesteinigt, bevor er ans Kreuz geschlagen wurde.
Die Engelchen deuten auf die Betroffenheit des Apostels beim Tod seines Vaters hin (Sarg) und verweisen auf die Bibelstelle, wo er vor der wunderbaren Brotvermehrung sagte, dass 200 Denare nicht ausreichen würden, um die 5000 Versammelten zu speisen.
Bartholomäus wurde die Haut bei lebendigem Leib abgezogen, bevor man ihn ans Kreuz schlug. Er kämpfte gegen den Kult der Göttin Astarte und zerstörte ihr Götzenbild, das von einem der Engelchen gezeigt wird,
Thomas, der Zweifler, wurde mit einer Lanze durchstochen. Das erste Engelchen zeigt ein Winkelmaß als Sinnbild für sein Bestreben, in allem Gewissheit zu erlangen. Das andere hält ein Transparent mit den Worten Christi: "Selig, die nicht sehen".
Jakobus d. J. wurde von den Zinnen des Tempels gestürzt und dann mit einem schweren Hammer erschlagen. Auf dem Schriftband des rechten Engelchens steht unter dem Fischerboot das Wort "katholisch". Jakobus machte in seinem "katholischen Brief' auf die Notwendigkeit der guten Worte aufmerksam. Vom vielen Beten soll der Apostel Schwielen an den Knien gehabt haben, ein Symptom, das dem Maler nachweisbar nicht sonderlich imponierte, wie es denn auch in der etwas übertriebenen Frömmigkeitspose des knienden Engelchens zum Ausdruck kommt.
Simon der Eiferer, dargestellt mit erhobenem Zeigefinger und strengem Blick, wurde mit einer Säge durchschnitten. Das rechte Engelchen, das aus einem Krug Wein in ein Glas gießt, erinnert an bessere Zeiten, nämlich an die Teilnahme des Apostels an der Hochzeit zu Kanaan. Die Schlange unter dem Arm des anderen Engelchens verweist darauf, dass Simon von den Schlangen der Götzenpriester, die ihn zwingen wollten, ihre Mondgöttin anzubeten, nicht angegriffen wurde.
Judas Thaddäus wurde mit einem Beil enthauptet. Das rechte Engelchen zeigt einen Rechen als Arbeitsgerät des Landwirts.
Das dürre Bäumchen in der Hand des anderen geht zurück auf das Wort des Apostels über die Irrlehrer, die wie entwurzelte Bäume seien, unfruchtbar und abgestorben. Er wurde hingerichtet, weil er sich weigerte, dem Sonnengott zu opfern.
Matthias, durch Los zum Apostel erkoren, wurde gesteinigt und mit einem Beil enthauptet. Die Kaiserin Helena brachte seine Gebeine nach Trier. Sie ruhen in der dortigen Matthias-Basilika, deren Modell von einem Engelchen getragen wird.
Barnabas, der Begleiter des hl. Paulus, steht in belehrender Haltung da und hält in der linken Hand das von ihm in hebräischer Sprache geschriebene Evangelium des Mathäus.
Das Engelchen reicht mit beiden Händen einen Geldsack und deutet an, dass er seinen Besitz verkaufte und den Aposteln den Erlös übergab.


Die Sintflut.
An der Eingangswand ist eine weite, sich bis zum fernen Horizont erstreckende Landschaft mit Hügeln und einem Dorf zu sehen, durch die sich die Sintflut wälzt. Aus dunklen Wolken fällt strömender Regen. Zahlreiche Personen suchen ihr Leben oder ihr Hab und Gut zu retten. Alle Schichten sind vertreten.
Eine Hochzeitsgesellschaft ist offensichtlich von den plötzlich hereinbrechenden Wassermassen überrascht worden. Die bereits ertrunkene Braut treibt neben der Bassgeige, an der noch das Notenblatt des Walzers von Jubal (nach Moses 1.4.21 der Ahnherr der Musikanten) hängt: "Nun lass den Noe schwätzen, an seinem Kasten bau'n, wir woll'n uns jetzt ergötzen, froh in die Zukunft schau'n. -la, la..." (Text und Melodie stammen natürlich von Pfarrer März).
Hilfesuchend reckt der Musikant die Arme hoch; ein großer Ochse versucht mit gestrecktem Hals, aus den Strudeln zu entkommen. Darüber hat sich ein Mann mit einem großen Vorratssack in ein Fass gerettet, er verwehrt zwei Verzweifelten durch Schläge mit seinem Ruder-Spaten den Einstieg in seine Tonne. Ein anderer klammert sich mühsam an einen dahintreibenden Baumstamm. Die Mauern eines Hauses, auf dessen Dach sich die Bewohner retten wollen, bersten bereits und werden bald in den Fluten versinken. Flehend recken die Menschen, die sich auf einen Turm (in der Mitte des Bildes) geflüchtet haben, ihre Hände zum Himmel. Sie sehen sicherlich hinter den Strahlen der fernen Sonne die dort in den ruhigen Gewässern treibende Arche Noes.
Bewegend sind auch die Rettungsversuche im rechten Bildbereich, wo sich die Verzweifelten in einem Boot, auf einem Fass jonglierend oder auf einem Floß in Sicherheit zu bringen versuchen.
Von allen Seiten streben die Bedrängten schwimmend oder watend dem Turm im Vordergrund zu, den sie zu erklettern suchen. Hier oben hin haben sich bereits der König und die Königin sowie Gäste der Hochzeitsgesellschaft geflüchtet.
Abweichend von dem Ernst, mit dem traditionell den Gläubigen die Sintflut, das Strafgericht Gottes, vor Augen gestellt wurde, hat Pfarrer März das schreckliche Geschehen zwar dramatisch, aber dennoch mit humorvollen Zügen dargestellt. Zu diesem Humor gehört sowohl der absurde Versuch eines Betroffenen, sich mit einem großen Regenschirm vor der unausweichlichen Katastrophe schützen zu wollen, als auch das Spiel mit der Augentäuschung: Der König, der zu dem auf Sturm stehenden Barometer schaut, wirkt, als beuge er sich aus dem Bild wie eine lebende Person in den Kirchenraum hinein. Tatsächlich wird diese Illusion mit künstlerisch-perspektivischen Mitteln erreicht.
Warum hat Pfarrer März für dieses Bild wohl den Platz gegenüber dem Altar gewählt? Er verschafft damit dem liturgisch-sakralen Zentrum einen irdischen Gegenpol - der Engelssphäre mit ihrer symbolischen Formensprache im Altarraum antwortet hier ein höchst weltliches Verhalten in einer realistisch gezeichneten Manier.
Die Gläubigen erblicken das Bild erst beim Hinausgehen. Nachdem sie sich der Andacht und dem Gottesdienst gewidmet haben, wird ihnen bei der Betrachtung der Sintflut ein wenig Vergnügen gewährt - nicht zuletzt deshalb, weil viele Figuren Portraitähnlichkeit mit Dorfbewohnern besaßen. So wird der Übergang ins Alltagsleben vorbereitet.
Auch hier wird wieder deutlich, dass Pfarrer März zwischen Frömmigkeit und Alltagsleben keinen Bruch sah, sondern mit seiner Kunst eine Brücke zwischen den beiden Bereichen schlug.

Besonderheiten:


Wandtäfelung und Ornamente
Auch in der Wandtäfelung wird die Neigung des Pastors deutlich, verschiedene Lebensbereiche oder entgegengesetzte Vorstellungen miteinander zu verbinden, so beispielsweise in den Holzsymbolen unter der Sintflut. Erinnern nämlich die Darstellungen auf der einen Seite den Kirchenbesucher beim Hinausgehen mit dem "Gedenke" (dass du Staub bist) und den Hinweisen auf das himmlische Gericht an die Sterblichkeit des Menschen, so zeigen ihm auf der anderen Seite die vier ermunternden Ratschläge, wie er sein Leben zuversichtlich bewältigen kann.
In oft kaum beachteten Kleinigkeiten wird der Phantasiereichtum des Malers deutlich. Während er sich für eine feine Ausführung der Schnitzarbeiten keine Zeit nahm, ließ er lieber seiner Phantasie bei der Gestaltung der Rosetten freien Lauf. Genau 116 verschiedene Rosetten gleicher Größe schmücken die Vertäfelung, aber jede der Blumen hat eine andere Form.
Die Vielgestaltigkeit der Formen zeigt sich ebenso in den Ornamenten an den Gewölbebögen und -rippen. Unermessliche Kleinarbeit in den immer verschiedenen, sich niemals wiederholenden Mustern forderte viel Zeit und natürlich auch geschickte Hände der hier bisweilen eingesetzten jugendlichen Helfer.
Die Gewölbespitzen werden jeweils gebildet durch die Abbildung einer Öllampe. Die altarwärts gerichteten Lampen brennen, sie symbolisieren die fünf klugen Jungfrauen. Die zum rückwärtigen Raum hin gewandten Lampen sind erloschen, sie sind Sinnbild der törichten Jungfrauen.
Sternzeichen:
Verständlich, dass der astronomisch gebildete Pastor den Jahreskreis- lauf der Sternbilder irgendwo in der Kirche unterbringen wollte. An den Decken, neben den Gewölbeschlusssteinen, finden sie gleichsam über allem stehend, als Zeichen der natürlichen Schöpfung Gottes ihren angemessenen Platz.
Eigenwillig verfährt er auch hier in der Auslegung, und seinen Vorstellungen gemäß bringt er die Wassertiere mit der Waage in dem vorderen Gewölbe unter. Die Landtiere (im 2. Gewölbe) lässt er, unbeachtet ihrer Konstellation, miteinander kämpfen. Die Personen in den Sternbildern stellt er ebenfalls zusammen und lässt sie in dem Musikgewölbe mit Instrumenten den allgemeinen Lobgesang begleiten.
Die Bilder in den Fensternischen:
Ein typisches Beispiel für die Furchtlosigkeit des Pastors vor umfangreicher Arbeit und für seinen Drang nach kreativer Betätigung ist die Ausgestaltung der Fensternischen. Für einen einfachen Anstrich oder eine ornamentale Ausschmückung wären ihm diese lichtbegünstigten Stellen zu schade gewesen.
Hier greift er nochmals in seinen offensichtlich unerschöpflichen Vorrat der biblischen und kirchengeschichtlichen Kenntnisse und stellt in den Fensternischen (hinten links anfangend) in drei Fenstern die Zeitrechnung von Adam und Eva über Abraham bis Christus dar. Alle übrigen Fensterbilder zeigen, mit Petrus beginnend, die Päpste bis zu Pius X. Ihre Portraits hat er, soweit sie überliefert waren, von Münzen oder anderen Abbildungen übernommen.

WEITERE AUSSTATTUNG DER KIRCHE


Das Kreuzigungsbild über der Sakristei:
Pfarrer März hat dieses große Ölgemälde für die Kirche ausgesucht und (aus eigenen Mitteln) erworben. Hier, an der einzigen freien Wand in der Kirche, die der Maler bewusst dafür aussparte, hat das Bild einen würdigen Platz gefunden.
Dunkle Farben prägen den Eindruck der Darstellung. Es ist der Augenblick erfasst, an dem sich die Erde beim Tod Christi verdunkelte. Nur der Korpus des Gekreuzigten ist zu sehen, keine Landschaft, keine Personen, keine Symbole lenken von dem zentralen Geschehen ab. Nacht, Einsamkeit, Verlassenheit, Schmerz und Leiden zugleich sind in diesem Bild vereinigt.
Geht man von der Vorstellung aus, dass zur Liturgie Verkündigung und Gebet gehören, so erfüllen die vielen Bilder von Pfarrer März diesen Bereich der Belehrung, indem sie auch die schweifende Phantasie des Betrachters ansprechen.
Bei diesem Kreuzigungsbild aber konzentriert sich die Betrachtung ausschließlich auf den meditativreligiösen Bereich. Hier erfüllt sich in besonderer Weise der Anspruch desjenigen, der in der Stille der Kirche das Gebet sucht. Denn in diesem Bild ist die tröstliche Aussage für den Gläubigen enthalten, dass Jesus alle Situationen menschlicher Not durchlebt hat, was dem Betenden die Gewissheit geben kann, in seiner Bedrängnis nicht allein zu sein.
Gegenstände aus der alten Kirche:
Zwischen 1248 und 1330 ist Eschfeld zur Pfarrei ernannt worden. Aus der alten Kirche überstanden nur wenige Geräte oder Gegenstände die Wirren der Zeit. Sie jedoch verdienen als sichtbare Erinnerung an die Vergangenheit eine besondere Erwähnung.
In der Kirche sind das der rechte Seitenaltar (ehemaliger Luzienaltar), der Beichtstuhl und der Engel mit dem Rauchfass. Im Glockenturm stehen zwei alte Grabplatten vom Beginn des 19. Jahrhunderts.
Auf dem Friedhof erinnern einige erhaltene Grabkreuze an die ehemalige Ruhestätte im Unterdorf. Links neben dem Kirchenportal ist die Grabplatte des Pastors Egidius Wolter befestigt, der bis zu seinem Tod im Jahre 1622 in Eschfeld tätig war. Rechts vom Eingang steht der älteste Zeuge religiösen Lebens in Eschfeld. Es ist der grob behauene romanische Taufstein, aus dem der Legende nach der hl. Willibrord, dem Gründer des Klosters Echternach, die ersten Christen in Eschfeld getauft haben soll.

DAS FEST DER LETZTEN PINSELSTRICHE


(Bericht aus dem Jahre 1921)
"Unser einsam gelegenes Dörfchen war am 9.10. der Schauplatz eines seltenen Festes.
Durch eine schöne Feier wurde das Lebenswerk unseres hochverehrten Herrn Pastors Christoph März zum Abschluss gebracht. Der erste Pinselstrich war am 8.10.1906 getan worden, der 9.10.1921 brachte den letzten Pinselstrich.
Die Feier nahm ihren Anfang mit einer Predigt von Pfarrer Klassen aus Lichtenborn über das Thema "Freundschaft zwischen Kirche und Kunst”. Am Schluss mahnte er die Pfarrkinder, diese immerwährende aus den Bildwerken deutlich und ergreifend sprechende Predigt sich wohl zu Herzen zu nehmen, so oft sie die Kirche verließen und nie ihres Pfarrherrn im Gebete zu vergessen, um ihm so zu danken für das Kunstwerk, das er ihnen hier errichtet habe.
Pfarrer März gedachte darauf aller, die ihm bei der Ausführung des Werkes geholfen und Modell gestanden haben, und erteilte dann seinem ehemaligen Schüler, Herrn Thormann, der zur Zeit in Düsseldorf auf der Malerakademie weilt, den ehrenvollen Auftrag, den letzten Pinselstrich (Querbalken am Kreuz in dem weißen Kreis über der Kanzel) zu tun. Ein einfaches Kreuz, das Zeichen der Erlösung, sollte den Schlussstein des großen Werkes bilden. Damit schloss die kirchliche Feier.
Auf dem Festplatz sprach der Landrat des Kreises Prüm, Dr. Burggraef, dem Maler den Dank des Kreises aus. Das Kunstwerk zeige, was zähe Ausdauer Herrliches schaffen könne und gebe so unserer Zeit Lehre und Hoffnung zum Aufstieg des Vaterlandes.
Danach fand eine Besichtigung der übrigen Gemälde statt.
Für frohe Abwechslung auf dem Festplatz sorgten die Musikkapelle von Eschfeld und der Kirchenchor, der unter anderem auch das von Pfarrer März gedichtete und komponierte Hühnerliedchen und das Lied vom Bettelmann vortrug.
Herr Dechant Loskyll überbrachte die Glückwünsche des Dekanates Waxweiler. Herr Thormann überbrachte die Glückwünsche einzelner Professoren der Düsseldorfer Akademie, besonders von dem berühmten Gebhardt.
Zum Schluss richtete Herr Pfarrer März ein warmes Dankeswort an die Redner und Gäste und empfahl, das gute Alte in Bauten und Hausgegenständen für die Volkskunst zu retten und zu pflegen."